Bier mit Bilsenkraut

Seit 1516 darf Bier nur noch aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe durch natürliche Gärung hergestellt werden. Das Reinheitsgebot war aber auch gleichzeitig ein Verbot. Denn es wurde ausdrücklich der Gebrauch von Bilsenkraut (Hyoscyamus niger), sowie anderer Kräuter als Bierzusatz mit diesem Erlass verboten.

Bier mit Bilsenkraut
© Bild von Zajcsik auf Pixabay
20.06.2022

In geringer Dosis berauscht ein mit Bilsenkraut gebrautes Bier; in mittleren Dosen aphrodisiert es. In höheren Dosen kommt es zu Verwirrung und Gedächtnisstörungen und in Überdosierungen wirkt Bilsenkraut tödlich.

Bilsenkraut hat jedoch noch eine, für den Schankwirt sehr profitable Nebenwirkung: Die Alkaloide (Scopolamin, Atropin) bewirken nämlich eine starke Austrocknung der Schleimhäute. Bilsenkraut-Bier ist also das einzige Getränk, von dem man immer durstiger wird, je mehr man davon trinkt...

Der germanische Donnergott Thor oder Donar war der trinkfreudigste und trinkfesteste unter den Göttern. Ihm waren darum die stark berauschenden Bocksbiere geweiht. Es ist also durchaus logisch, das Bier für den Gewittergott mit seiner Pflanze, dem Bilsenkraut zu brauen. Schon seit dem frühen Mittelalter ist der Gebrauch von Bilsenkraut als Bierwürze bezeugt. Die Germanen hatten wegen der enormen Nachfrage eigens dafür Bilsengärten angelegt. Diese Bilsengärten standen unter dem Schutz des Wotan/Odin, dem Vater des Donnergottes, und galten als Heiläcker. Diese ehemaligen Anpflanzungen leben in verschiedenen Ortbezeichnungen bis heute fort, z.B. Bilsensee, Billendorf, Bilsengarten und vor allem im böhmischen Pilsen. So hat die Stadt, nach der unser modernes, stark gehopftes Bier »Pilsner« heißt, seinen Namen selbst vom Bilsenkraut, das dem echten »Pilsener Bier«, nämlich dem Bilsenkraut-Bier seinen Namen verlieh. In der Schweiz lebt der alte Name pilsener krut in der Bezeichnung Pilsenkraut bis heute fort.