Bühler und Vyncke gehen strategische Partnerschaft ein, um kohlendioxidarme Lebensmittelanlagen anzubieten

Die Bühler Group und Vyncke gehen eine strategische Partnerschaft ein. Damit wollen sie integrierte Lösungen anbieten, mit denen Biomasse-Nebenströme in saubere Prozessenergie umgewandelt werden können, während gleichzeitig der Kohlendioxidfussabdruck der Kunden reduziert wird. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen – und damit die CO2-Emissionen – kann je nach Rohstoff und Nebenstromprodukten um 20 bis 100% reduziert werden. Das bedeutet, dass in einigen Fällen Lebensmittelfabriken vollständig klimaneutral betrieben werden können. Der erste Schwerpunkt der Partnerschaft liegt auf den Segmenten Kakao-, Hafer- und Malzverarbeitung. „Diese Partnerschaft ist ein Schlüsselelement in unserer Strategie, CO2 in den Wertschöpfungsketten unserer Kunden massiv zu reduzieren“, sagt Johannes Wick, CEO von Bühler Grains & Food. „Viele Industrien setzen auf unsere Lösungen, um ihren Verbrauch an fossilen Brennstoffen zu reduzieren. Mit Bühler wollen wir jetzt auch zum Standard werden, um den CO2-Fussabdruck der Lebensmittelindustrie zu verringern“, sagt Peter Vyncke, Inhaber von Vyncke. „Gemeinsam können Bühler und Vyncke integrierte und optimierte Lösungen anbieten, bei denen ökonomische und ökologische Vorteile Hand in Hand gehen.“

Peter Vyncke, Inhaber von Vyncke, und Johannes Vick, CEO von Bühler Grains & Food, bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung
© Bühler AG, Peter Vyncke, Inhaber von Vyncke, und Johannes Vick, CEO von Bühler Grains & Food, bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung
29.03.2021
Quelle:  Firmennews

Biomassenebenprodukte fallen bei fast allen Lebensmittelprozessen an. Typische Beispiele sind die Verarbeitung von Getreide, Reis, Mais und Kakao. Heute werden Nebenprodukte oft entweder als Futtermittel verwendet oder entsorgt. Aus Biomassenebenprodukten können Lebensmittelherstellerinnen auch klimaneutrale Energie gewinnen. Im Gegensatz zur Verbrennung fossiler Brennstoffe hält die Nutzung von Biomasseenergie die Treibhausgasemissionen in Grenzen, da nur der Anteil freigesetzt wird, den die Pflanzen zuvor während ihres Wachstums aus der Atmosphäre entnommen haben. Dieser Anteil ist geringer als der Ausstoss beim Transport der Nebenstromprodukte an einen Ort, an dem sie als Futtermittel verwendet oder entsorgt würden. So entsteht ein CO2-neutraler Kreislauf. Mit neuen Anlagen, digitalen Dienstleistungen und Retrofit-Angeboten hat Bühler bereits grosse Fortschritte bei der Energieeffizienzsteigerung seiner Lösungen gemacht. „Indem wir die Energierückgewinnungsprozesse von Vyncke in unser Portfolio aufnehmen, können wir unseren Kunden kohlendioxidarme oder sogar kohlendioxidfreie Lebensmittellösungen anbieten“, sagt Johannes Wick.

Der belgische Technologielieferant Vyncke ist spezialisiert auf die Energiegewinnung aus einer Vielzahl von Biomassenebenprodukten. Dazu gehören auch industrielle oder kommunale Abfälle. Die Palette der für die Energieerzeugung verfügbaren biomassebasierten Brennstoffe ist breit gefächert. Sie reicht von Rückständen aus der Landwirtschaft oder der Holzverarbeitung über Schlämme aus industriellen Prozessen bis hin zu recyceltem Holz und speziell angebauten Energiepflanzen. Vyncke entwirft und baut grüne und saubere Energiesysteme, die Biomasse und Abfälle verbrennen, um thermische Prozessenergie von 1-100 Megawattstunden (Mwh) und elektrische Energie von 0,5-15 Megawatt elektrisch (Mwe) zu erzeugen.

Ausserhalb der energieintensiven Industrien haben die meisten Unternehmen die Energiebeschaffung eher als zu verwaltende Kosten denn als strategischen Bereich in der Wertschöpfungskette betrachtet. Heute jedoch wird Energie zu einem der wichtigsten Hebel für den Geschäftserfolg. Mit ihrer Kooperation greifen die Bühler Group und Vyncke dieses Thema auf, um Lösungen für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion zu entwickeln – mit ganzheitlichen Prozessketten, in denen die Energierückgewinnung integriert ist, so dass externer Energieverbrauch und Energiekosten reduziert werden können. Dies trägt nicht nur zu mehr Nachhaltigkeit bei, sondern eröffnet den Lebensmittelherstellern auch Wettbewerbsvorteile durch mehr Energieeffizienz.

„Heute sind wir weit davon entfernt, das volle Potenzial der Energierückgewinnung aus Nebenstromprodukten auszuschöpfen. Unser Ziel ist es, den Energieverbrauch einer Lebensmittelfabrik um bis zu 70% zu reduzieren. Das Schöne an unseren Lösungen ist, dass Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Kriterien Hand in Hand gehen. Schon heute ermöglichen wir unseren Kundinnen, die Emissionen um 2,5 Millionen Tonnen CO2 jährlich zu reduzieren. Durch die Partnerschaft mit Bühler können wir diese Lösungen in einem integrierten Ansatz weiter verbessern und skalieren, um eine noch viel grössere positive Wirkung zu erzielen“, sagt Peter Vyncke.

Ein besonders wichtiges gemeinsames Projekt wird die Erweiterung einer Malzproduktionsanlage für einen langjährigen Geschäftspartner von Bühler sein, die Malteria Oriental S.A. im uruguayischen Montevideo. Malteria Oriental S.A. gehört zur Grupo Petrópolis, einem der grössten Bierproduzenten Brasiliens. Dessen Braugeschäft benötigt mehr Malz, da der Bierkonsum in Südamerika in den letzten Jahren stetig gewachsen ist.

In Mälzereien ist der thermische Energieverbrauch zum Malztrocknen enorm. Im Rahmen dieses Projekts ist Vyncke für die Rückgewinnung von Wärmeenergie aus Biomasse verantwortlich, die bei der Malzproduktion als Nebenprodukt anfällt. Durch ein Energie-Audit vor Ort hat Vyncke ein Konzept entwickelt, mit dem die Grösse des Energiesystems um 30% reduziert werden kann. Das führt zu Einsparungen bei der Gesamtinvestition sowie bei den Betriebskosten. Vyncke wird einen schlüsselfertigen 20-Megawatt-Heisswasserboiler mit zwei Verbrennungssystemen bauen, der interne Gerstenspelzen und Pflanzenabfälle verbrennt, ergänzt durch extern zugelieferte Holzspäne. Dadurch werden 35’000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr im Vergleich zu den üblichen Betriebsverfahren in Uruguay eingespart.

Die neue Mälzerei ist für eine Chargengrösse von 260 Tonnen Gerste ausgelegt und hat eine Jahreskapazität von 77’000 Tonnen Malz. Die Inbetriebnahme und Produktion ist für März 2022 geplant.

„Durch die enge Zusammenarbeit wollen wir Projekte mit weniger Koordinationsaufwand für unsere Kundinnen realisieren. Unsere gemeinsame Innovationskraft führt uns in die Zukunft und stellt unseren Kunden immer bessere und effizientere Lösungen zur Verfügung“, sagt Johannes Wick.

Sowohl Vyncke als auch Bühler haben sich zum Ziel gesetzt, den Energieverbrauch in allen neuen Lebensmittelanlagen bis 2025 um mindestens 50% zu senken. Gemeinsam wollen die beiden Partner die Möglichkeit schaffen, Mälzereien CO2-neutral zu gestalten. Das Projekt in Uruguay ist erst der Anfang. In Zukunft wollen die beiden Partner ihre Lösungen technologisch gezielt aufeinander abstimmen.

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