Der Glykolwein-Skandal von 1985: Schwerer Schaden für österreichischen Wein

1985 erschütterte ein Skandal die österreichische Weinwirtschaft in ihren Grundfesten: Einige Winzer hatten ihre Weine mit dem giftigen Frostschutzmittel Diethylenglykol versetzt, um sie süßer und aromatischer erscheinen zu lassen. Der sogenannte Glykolwein-Skandal führte zu einem massiven Vertrauensverlust bei den Verbrauchern und brachte den Weinexport aus Österreich fast zum Erliegen. Die Folgen waren verheerend.

Österreichischer Wein
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02.09.2024

Wie die Weinmanipulationen aufflogen

Aufgedeckt wurden die Weinmanipulationen, als ein Winzer verdächtig große Mengen an Frostschutzmitteln von der Steuer absetzen wollte - obwohl er nur einen kleinen Traktor besaß. Bald stellte sich heraus, dass vor allem in Österreich, aber auch in Deutschland, einige schwarze Schafe Diethylenglykol als illegale Zutat verwendet hatten. Damit wollten sie Spätlese-, Trockenbeerenauslese- und Eisweine "veredeln", die aufgrund ihrer Herstellung nur geringe Erträge, dafür aber hohe Preise erzielen.

Das Ausmaß des Skandals war enorm: Millionen Flaschen mussten vom Markt genommen werden. Allein in Deutschland wurden vier Millionen Liter verunreinigter Wein beschlagnahmt. Obwohl keine gesundheitlichen Schäden bei Konsumenten bekannt wurden, prägte die mediale Berichterstattung den Begriff "Glykolwein-Skandal" - und fügte dem Image des österreichischen Weins schwersten Schaden zu. Der Export brach ein, viele unbeteiligte Winzer gerieten in existenzielle Nöte.

Politische Verwicklungen in Deutschland

Auch in Deutschland schlug der Skandal hohe Wellen, als herauskam, dass hiesige Unternehmen in Zusammenarbeit mit Landesministerien beteiligt waren. Besonders die Firma Pieroth, an der der Berliner Wirtschaftssenator Elmar Pieroth beteiligt war, geriet ins Visier. Ihm wurde vorgeworfen, diskrete Absprachen getroffen zu haben, um den Namen Pieroth aus der Affäre herauszuhalten. Beweise dafür fand ein Untersuchungsausschuss aber nicht.

Konsequenzen für Österreichs Weinbau

Strafrechtlich wurden in Österreich einige Beteiligte zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der wirtschaftliche Schaden ging in die Millionen. Doch am schwersten wog der Ansehensverlust für den österreichischen Wein insgesamt.

Als Konsequenz führte der Skandal 1999 zu einem der strengsten Weingesetze weltweit mit schärfsten Kontrollen. Jede Weinflasche muss seitdem eine staatliche Banderole tragen. Auch brach eine neue Winzergeneration mit alten Praktiken wie der Aufzuckerung und setzte auf Qualität statt Quantität.

So leitete der Skandal letztlich zwar eine Renaissance des österreichischen Weinbaus ein. Der Weg dahin war jedoch steinig und forderte von vielen Winzern harte Opfer. Der fahrlässige Betrug einiger Weniger hatte eine ganze Branche an den Rand des Ruins gebracht. Der "Glykolwein-Skandal" bleibt damit eine Mahnung, wie zerbrechlich das Vertrauen der Verbraucher ist - und wie wichtig Ehrlichkeit und Sorgfalt bei der Weinherstellung sind.