Verband Private Brauereien fordert Hilfsmaßnahmen von der Politik

Explodierende Kosten bedrohen Existenz der kleinen und mittleren Brauereien

Verband Private Brauereien fordert Hilfsmaßnahmen
© Private Brauereien Deutschland e.V.
04.04.2022
Quelle:  Firmennews

Mit großer Sorge blickt die mittelständische Brauwirtschaft auf die sich zuspitzenden Folgen des völkerrechtswidrigen und menschenverachtenden Angriffskrieges der Russischen Föderation auf die Ukraine. Im Mittelpunkt steht hierbei das unermessliche Leid, das das Putin-Regime in seinem Nachbarland Ukraine, zunehmend aber auch bei seiner eigenen Bevölkerung verursacht.

Der Verband Private Brauereien Deutschland e.V. unterstützt daher gemeinsam mit seinen Regionalverbänden im Rahmen seiner Möglichkeiten voll und ganz den Sanktionskurs der Bundesregierung gegenüber der Russischen Föderation und hat selbst alle wirtschaftlichen Kooperationsvereinbarungen mit seinem russischen Partnerverband auf unbestimmte Zeit ausgesetzt sowie sämtliche wirtschaftliche Aktivitäten in Russland beendet, um ein deutliches Signal zu senden.

Kostensteigerungen in zahlreichen Segmenten

Der von der Russischen Föderation entfachte Krieg gegen die Ukraine hat indessen auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen auf die rund 800 Mitgliedsbetriebe des Verbandes Private Brauereien Deutschland, die zum ganz überwiegenden Teil regional tätig und handwerklich strukturiert sind. Als energieintensive Branche trifft die mittelständische Brauwirtschaft der exorbitante Anstieg der Energiepreise besonders hart.

Hinzu kommt die derzeit schwierige Rohstoffsituation. Auch wenn sich die deutschen Brauereien aufgrund der erfreulichen Hopfenernte des Jahres 2021 keine Sorgen um ihre Hopfenversorgung machen müssen, bereitet ihnen der Malzmarkt umso mehr Kopfzerbrechen. Aufgrund einer unterdurchschnittlichen Braugerstenernte in Deutschland und anderen wichtigen Anbauländern im letzten Jahr klettern die Preise für Braugerste nahezu wöchentlich auf neue Rekordhöhen. Der anhaltende Krieg zwischen Russland und der Ukraine wirbelt den Markt für Braugerste weiter durcheinander.

Gleichermaßen steigen derzeit die Preise für Hilfs- und Betriebsstoffe wie beispielsweise Reinigungs- und Desinfektionsmittel sowie für Verpackungsmaterialien wie Glasmehrwegflaschen und Kronkorken massiv an.

„Hohe Preise gehen an die Substanz der Betriebe“

Mit diesen Kostensteigerungen sieht sich die mittelständische Brauwirtschaft zu einem Zeitpunkt konfrontiert, in dem sie nach über zwei Jahren Corona-Pandemie wirtschaftlich und finanziell bereits stark gelitten hat. Die mehrmonatige Schließung von Gastronomie und Hotellerie sowie der Wegfall praktisch sämtlicher Fest- und Vereinsveranstaltungen hat zu einem erheblichen Rückgang des wichtigen Fassbierabsatzes – über lange Zeit lag dieser bei Null – sowie des Absatzes von alkoholfreien Getränken geführt, der durch teilweise Steigerungen im Flaschenbiergeschäft im Handel nicht annähernd ausgeglichen werden konnte.

„Nach über zwei Jahren Corona-Pandemie, in denen der Bierabsatz stark gelitten hat, gehen die derzeit hohen Preise für Roh- und Hilfsstoffe, Energie und Transport an die Substanz der Betriebe. Sollten die Preise weiter auf einem so hohen Niveau bleiben, kann es in Einzelfällen durchaus um die Existenz eines Betriebs gehen“, kommentiert Roland Demleitner, Geschäftsführer des Verbandes Private Brauereien Deutschland e.V., die aktuelle Lage.

Um ihr wirtschaftliches Überleben zu sichern, ist eine Vielzahl von Brauereien bereits gezwungen, ihre Bierpreise aufgrund der gestiegenen Kosten anzupassen. „Niemand kann derzeit konkret sagen, wieviel teurer der Kasten Bier werden wird, weil schlichtweg niemand genau sagen kann, wie hoch die Preise für Rohstoffe, Energie und Logistik in nächster Zeit noch steigen werden,“ so Roland Demleitner.

Beibehaltung der ermäßigten Biersteuersätze sorgt für Entlastung

Der Verband Private Brauereien Deutschland appelliert daher an die politischen Entscheidungsträger, einerseits Entlastungsmöglichkeiten bei den Energiepreisen zu schaffen, und andererseits die Brau- und Getränkebranche als systemrelevanten Industriezweig im Krisenfall vorrangig mit Energieträgern zu versorgen.

Eine weitere mittelfristig wirksame Maßnahme wäre die Verlängerung der Biersteuersätze der „alten“ Biersteuermengenstaffel. Im Rahmen der Corona-Pandemie wurden als Entlastung der kleinen und mittleren Brauereien die Steuersätze der Biersteuermengenstaffel auf das Niveau vor Einführung des Haushaltsbegleitgesetzes im Jahre 2004 gesetzt – allerdings nur befristet bis Ende 2022. Im Rahmen eines Entwurfs des 8. Gesetzes zur Änderung von Verbrauchsteuergesetzen soll diese Befristung – Stand heute – auslaufen. Im Hinblick auf die zwischenzeitlich eingetretenen Kostensteigerungen in einer Vielzahl von Bereichen, würde die Beibehaltung der ermäßigten Biersteuersätze für eine deutliche Entlastung und signifikante Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der mittelständischen Brauwirtschaft führen und so die in Deutschland vorhandene und weltweit einzigartige Brauerei- und Bierkultur auch künftig in ihrer ganzen Vielfalt erhalten.

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